Argentinien: „Zeitverschiebung verkehrt herum: Die Nacht wird zum Tag“

Argentinien ist weit weg. Und riesig. Will man in 17 Tagen viel vom Land sehen, muss man oft fliegen. Insgesamt neun Mal hoben wir daher inklusive aller Langstrecken-, Inlandsflüge und Stop over ab: von München über Paris nach Buenos Aires, nach Calafate, Ushuaia, über Buenos Aires nach Iguazu, zurück nach Buenos Aires und über Paris zurück nach München.


Da kann man schon einmal durcheinander kommen. Und das ist mir in Sachen Zeitverschiebung und Anpassung der Pumpe tatsächlich einmal passiert. Denn die in der Pumpe programmierte Basalrate gibt rund um die Uhr Insulin ab und ahmt dabei die Bauchspeicheldrüse nach. Das heißt: Nachts gibt es zum Beispiel weniger Insulin als am Morgen, was eine Reise für insulinpflichtige Diabetiker in ferne Zeitzonen spannend macht. Aber bevor die Verwirrung noch größer wird, hier erst einmal, wie es theoretisch richtig laufen soll.

Die Grundregel – sowohl für Diabetiker wie auch für Nicht-Diabetiker – lautet: Fliegt man in Richtung Westen, wird die Uhr zurückgestellt – auf dem Weg nach Osten dagegen vor. Das Diabetiker-Lehrbuch rät einem: Bis zu drei Stunden Zeitverschiebung einfach direkt umstellen. Bei Reisen in weiter entfernte Zeitzonen gilt: Entweder die Pumpe auf die neue Ortszeit am Reiseziel umstellen und die Basalrate auf eine gerade Linie einstellen, also „nullen“, um in den folgenden Tagen die Basalrate durch Essensauslassversuche neu auszutesten. Eine sehr theoretische Lösung, die sich eigentlich nur Nicht-Diabetiker haben ausdenken können. Man zeige mir einen einzigen Diabetiker, der das tatsächlich so handhabt und dafür seine Urlaubstage opfert! Plan B: Pumpe auf Ortszeit umstellen und für die ersten Tage die Basalrate prozentual absenken, um dem Körper Zeit zu geben, sich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen, und um Unterzuckerungen vorzubeugen.

Eigene Uhr = Zeit im Zielort,
Uhr der Reisebegleitung = Zeit am Abflugsort

Ich persönlich habe das Glück, dass ich ganz offensichtlich keine Eingewöhnungsphase benötige. Mein Organismus scheint immer sofort gemeinsam mit meinem Biorhythmus und mir vor Ort in der neuen Zeitzone bei der Landung anzukommen. Auch Jetlag-Probleme kenne ich nicht wirklich. Konkret mache ich das immer so: Bei bis zu drei Stunden stelle auch ich meine Pumpe direkt auf einen Schlag um. Alles, was darüber hinaus geht – beispielsweise sieben Stunden, teile ich auf. Etwa in drei Stunden beim Abheben, zwei beim Essen im Flugzeug und nochmals zwei bei der Landung. Außerdem stelle ich immer meine Armbanduhr beim Boarden auf die Zieluhrzeit um, damit ich weiß, wann ich bei der Pumpe die richtige neue Zeit erreicht habe. Reise ich in Begleitung, bitte ich die Reisebegleitung meist, die Ursprungszeit auf der Uhr bis zur Ankunft beizubehalten. Das hilft ebenfalls bei der Orientierung.

Denn es kann schonmal haarig werden: die Zeit im Abflugsland, die Zeit im Zielland, die aktuelle „Local Time“, die das Flugzeug aktuell überfliegt – und die Zeit der Pumpe irgendwo dazwischen. Und was war nun auf dem Weg nach Argentinien passiert? Da hatte ich die Zielzeit auch wieder auf meiner Armbanduhr direkt beim Abheben programmiert. 23.20 Uhr Uhr in Paris, 19.20 Uhr in Argentinien. Alles klar – also wieder schrittweise umstellen. Allerdings habe ich offensichtlich in die falsche Richtung gedreht, nämlich in Richtung 7.20 Uhr, nicht 19.20 Uhr! Bei der Landung, es war 8 Uhr in Buenos Aires, zeigte meine Armbanduhr nach 13 Flugstunden auch die neue Ortszeit nach wie vor richtig an – allerdings war es 20 Uhr abends auf meiner Pumpe. Ups. Für langwierige Aktionen war damit keine Zeit mehr – rigoros habe ich direkt um 12 Stunden verstellt. Und nichts ist passiert.

Also nichts Negatives. Denn positive Erlebnisse konnten wir in Argentinien täglich sammeln. Die beeindruckend große Stadt Buenos Aires mit dem charmanten Viertel Palermo Hollywood (super zum Shoppen und Cocktailschlürfen), die Pampa, wo wir mit Gringos auf Pferden die Kühe zusammentrieben (die Pferde bewegten eher uns als wir sie), die unglaublichen Gletscher und Weiten Patagoniens (mit dem schönsten Sonnenaufgang meines Lebens), die Tristesse Ushuaias in Feuerland (die Bezeichnung „Ende der Welt“ trifft es ganz hervorragend), die Welt der tropischen Iguazu-Wasserfälle (begleitet von lustigen Nasenbären) und und und …

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Reisekoordinaten Argentinien

    • Datum:
  • März/April 2013
    • Fläche:
  • 2,78 Mio. km²
    • Einwohner:
  • 43 Mio.
    • Bevölkerungsdichte:
  • 15 EW/km²
    • Insulintherapie:
  • CSII
    • Insulinpumpe:
  • Omnipod
    • Insulin:
  • Novorapid