China: „Unauffällig im Rampenlicht“

China hat mich als privates Reiseziel nie gereizt. Wenn aber die eigene Sambaband beim jährlichen „International Tourism Festival“ in Shanghai spielen darf, erwacht mein Reisefieber sofort und ich bin dabei.


So schwierig war es im Vorfeld einer Reise allerdings noch nie, an das nötige Visum zu kommen. Das lag sicher an der Tatsache, dass wir als 35-köpfige Gruppe gereist sind. Vermutlich auch draran, dass wir in China als Band auftreten wollten. Und vielleicht auch ein wenig an den per se komplizierten Wegen, die man über das chinesische Konsulat oder die Botschaft nehmen muss. Doch irgendwann hatten wir ein Visum im Pass. Eigentlich sogar zwei, denn das erste wurde bewilligt, eingeklebt und dann doch für falsch und nichtig erklärt. Es konnte also losgehen!

Fast. Als Journalistin ließ ich mir noch vorsorglich vom Geschäftsführer meines damaligen Arbeitgebers eine Bestätigung unterzeichnen, dass ich in China NICHT beruflich tätig sein werde.

TV-Live-Übertragung für 20 Millionen Zuschauer. Es war wie im Film.

All dieser aufwändige Vorlauf ließ mich überlegen, was wohl in Sachen Diabetes zu bürokratischen oder ganz handfesten Hindernissen im Reich der Mitte werden könnte. Muss ich mein Zertifikat für Sicherheitskontrollen vorab auf Chinesisch übersetzen lassen? Würde mein Rezept für Insulin im Notfall auch in Ostasien akzeptiert werden? Darf ich überhaupt wieder ausreisen, wenn vor Ort meine “Erkrankung“ auffällt? Von Gesundheitschecks im Rahmen von speziellen Visumsanträgen hatte ich schon gehört.

Um es kurz zu machen: Es. Passierte. Nichts.

Alles lief reibungslsos. Vielmehr erlebten wir die wohl aufregendsten Auftritte unseres Band-Lebens inmitten von anderen Musik-, Tanz- und Folkore-Gruppen aus aller Welt. Tausende Asiaten säumten die Straßen bei der abendlichen Auftaktparade des Festivals, parallel sahen uns 20 Millionen Shanghaier bei der TV-Live-Übertragung. Es war wie im Film.

Und obwohl ich absolut offen mit meinem Diabetes umgehe, fand ich es im chinesischen Rampenlicht gar nicht so schlecht, dass der Omnipod die Sache so dezent machte. Keiner hat die Pumpe gesehen, denn der Pod klebte unauffällig unter dem Auftrittsoutfit.

Andernfalls wären wir vermutlich noch häufiger zum Fotomotiv geworden. Das soll weder Eitelkeit noch Koketterie sein. Vielmehr wurden wir Langnasen tatsächlich alle Nase lang dreist fotografiert. Meist, ohne dass uns die Hobby-Fotografen um Erlaubnis gefragt hätten. Vor allem, wenn wir als Gruppe und in einheitlichem Outfit auftauchten. Gerne auch, wenn wir uns für eigene Bilder aufgestellt haben. Flugs gesellten sich dann gerne Chinesen dazu – wahlweise vor oder hinter ihrer Kamera. Verrückt.

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Reisekoordinaten China

    • Datum:
  • September 2014
    • Fläche:
  • 9,6 Mio. km²
    • Einwohner:
  • 1,4 Mrd.
    • Bevölkerungsdichte:
  • 143 EW/km²
    • Insulintherapie:
  • CSII
    • Insulinpumpe:
  • Omnipod
    • Insulin:
  • Novorapid