Dubai: „Vom Sicherheitsbeamten am Flughafen beinahe verhaftet“

Fliegen ist schon lange nichts Besonderes mehr. Auch für Diabetiker mit Insulinpumpe nicht. Völlig entspannt kann man mit einem Zertifikat im Handgepäck (nicht im aufgegebenen Gepäck!) die Sicherheitskontrollen der weltweiten Flughäfen ansteuern. Auch wenn manche Airports kritischer sind.


Beispiel: München. Am Franz-Josef-Strauß-Flughafen wird in gefühlt 80 Prozent aller Fälle, in denen ich zu den Gates will, ein besonderer Sprengstofftest mit der Insulinpumpe gemacht –„EGIS“ genannt. Dabei fährt der Sicherheitsbeamte mit einem Teststreifen über die Insulinpumpe, um nach Spuren von Strengstoff zu suchen. Damit verschwindet er oder ein Kollege in einem Raum, in dem der Teststreifen in einer speziellen Maschine überprüft wird – um nach ein, zwei Minuten zurückzukommen und (natürlich) Entwarnung zu geben. Manchmal nervig, weil zeitraubend, aber mittlerweile Routine für mich. Die Beamten sind eher irritiert, wenn ich direkt frage: „Na, machen wir heute wieder ein EGIS?“

Er fuchtelte mit dem Maschinengewehr
umher und sperrte mich in einen dunklen Raum.

Was mir beim Stoppover von München nach Singapur in Dubai passiert ist, war allerdings alles andere als Routine: Ich musste in Dubai den Flieger wechseln, also in das Flughafengebäude, bevor es in Richtung Ostasien weiterging. Unterwegs mal wieder eine Sicherheitskontrolle. Damals trug ich mit dem Modell „Cozmo“ noch eine Insulinpumpe mit Katheter. Ich gebe zu, das sieht verdächtig aus: ein schwarzes Kästchen am Hosenbund, von dem ein Schlauch unter der Kleidung verschwindet (oder ist es etwa ein Sprengstoffkabel?).

Ein mit Maschinenpistole bewaffneter Araber des Sicherheitspersonals fand das ganz offensichtlich auch verdächtig und fragte mich, was das sei. So verstand ich seine Geste jedenfalls. Ich antwortete auf Englisch: „I have diabetes, this is an insulin pump.“ Alles richtig – aber er verstand mich nicht. Da meine Arabischkenntnisse stark gegen Null gehen, ich meine internationale Diabetes-Karte mit vielen Übersetzungen nicht griffbereit hatte, vom ersten Flug schon etwas übermüdet war und ich mich nicht weiter auf Englisch erklären wollte, weil das ganz offensichtlich bei meinem Gegenüber wenig zielführend war, zog ich einfach mein T-Shirt ein wenig nach oben, um ihm den Katheter an meinem Bauch zu zeigen und damit den medizinischen Grund meiner „Kabel“ zu verdeutlichen …

Fehler! Denn dann ging alles ganz schnell: Er schrie mich laut an, fuchtelte mit dem Gewehr herum und brachte mich lautstark gestikulierend in einen kleinen, dunklen Raum. Häh? Da saß ich nun. Im Dunkeln dämmerte es mir dann: Einem Muslim als Frau in aller Öffentlichkeit die nackte Haut am Bauch zu zeigen, war vermutlich nicht sehr schlau.

Nach kurzer ungewisser Wartezeit betrat eine komplett verschleierte Frau die kleine Kammer und fuhr mit einem Metallsensor an mir entlang. Ich erklärte erneut auf Englisch – diesmal wortreicher, immerhin wollte ich ja weiterfliegen und nicht eingesperrt bleiben: „Hallo Madam, I am a Diabetic, this is medicine, an insulin pump, your colleague didn’t understand me – I have a certificate to proof it.“ Aber das war ihr alles egal, sie reagierte nicht im Geringsten auf meinen hektischen Wortschwall, sondern ließ mich einfach nach einem sehr oberflächlichen Screening mit dem Sensor wieder gehen. Noch ein Indiz, dass nicht die Pumpe, sondern die nackte Haut das eigentliche Problem für die Aufregung gewesen war.

Reisen bildet. In diesem Fall habe ich noch vor meiner Ankunft an meinem Zielort Singapur meine erste Lektion gelernt: Nackte Haut in Arabien? Nicht gut.

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Dubai

Reisekoordinaten Dubai

    • Datum:
  • März 2007
    • Fläche:
  • 4.114 km²
    • Einwohner:
  • 2,1 Mio.
    • Bevölkerungsdichte:
  • 512 EW/km²
    • Insulintherapie
  • CSII
    • Insulinpumpe
  • Cozmo
    • Insulin
  • Novorapid