Singapur: „Zucker aus der Apotheke – zu Apothekerpreisen“

Deutschland ist berühmt-berüchtigt für Bürokratie, Regelwahn sowie seinen Schilder- und Vorschriftenwald. Und trotzdem fühlt man sich von den Lenkern und Leitern des tropischen Singapurs noch getoppt, wenn man als Deutsche durch den Stadtstaat wandelt.


Überall Kameras und Verbotsschilder, meist taxiert mit drakonischen Strafen bei Zuwiderhandlung. Kaugummi auf der Straße ausspucken? 500 „Sing-Dollar“ (Singapur-Dollar) Strafe, ungefähr gute 300 Euro. An verbotenen Orten rauchen? 1.000 Sing-Dollar (also circa 650 Euro). Die stinkende Frucht Durian in der Öffentlichkeit essen („It tastes like heaven but it smells like hell“): 500 Sing-Dollar. Dass man in den klimatisierten U-Bahnen weder essen noch trinken darf (na? Richtig, das kostet ebenfalls 500 Sing-Dollar), hat mich zum ersten Mal als Diabetikerin irritiert.

Immerhin ist man im Urlaub aufgrund von mehr Bewegung und ungewohntem Klima meist eh mit tieferem Blutzucker unterwegs als zuhause und muss öfter mal Kohlenhydrate nachlegen. Auch in der U-Bahn. Aber da wurde ich trotz BE-Zufuhr nicht verhaftet. Auch nicht, weil mich andere Passanten wegen meines Bomben-ähnlichen Schlauchs an der Insulinpumpe als verdächtig gemeldet hätten. Denn an den U-Bahnhöfen rufen drastische Explosionsvideos, die in Deutschland mit FSK 16 versehen wären, dazu auf, seine Umgebung im Blick zu behalten und Auffälligkeiten zu melden. Mehr noch. Schilder sensibilisieren (schon im Jahr 2007) für Terroranschläge: „Beobachten Sie Ihre Mitmenschen! Wer wirkt nervös? Rufen Sie die 999! Beschreiben Sie die Person, wir kümmern uns darum!“

Circa fünf Euro für zwei Plättchen
Traubenzucker – in der Apotheke

Zurück zu den häufigen Unterzuckerungen, die mich auch in Singapur ereilten. Und das nicht zu knapp. Natürlich hatte ich Traubenzucker als mobile Gegenmaßnahme dabei. Aber der neigte sich nach wenigen Tagen in Asien bereits dem Ende zu. Da ich partout kein Dextro-Energy oder etwas Ähnliches in den Läden des Stadtstaats fand, fragte ich meine Freundin und Gastgeberin, die für zehn Monate in Singapur arbeitete, und die wiederum fragte ihre asiatischen Kollegen. Ergebnis: Ich wurde in eine Apotheke geschickt. In eine Apotheke!

In der festen Überzeugung, dass die Kollegen da etwas falsch verstanden hatten – aber gleichzeitig zu jedem Versuch bereit, da ich mittlerweile gar keinen Zucker mehr hatte und stattdessen asiatische, bunte Süßigkeiten gekauft hatte, suchte ich also eine Apotheke. Und siehe da: Tatsächlich gab es da Zucker. Allerdings in homöopathischen Dosen (sechs Scheibchen, also gerade mal drei BE/KE) – zu horrenden Preisen. Circa fünf Euro kosteten die „BD Glucose Tablets“, jeweils einzeln verpackt.. Zum Vergleich: Ein Block mit acht Traubenzucker-Plättchen kostet in Deutschland unter einem Euro. Ich blieb in Singapur folglich bei den Süßigkeiten …

back

null

Reisekoordinaten Singapur

    • Datum:
  • März 2007
    • Fläche:
  • 718,3 km²
    • Einwohner:
  • 5,5 Mio.
    • Bevölkerungsdichte:
  • 7.654 EW/km²
    • Insulintherapie:
  • CSII
    • Insulinpumpe:
  • Cozmo
    • Insulin:
  • Novorapid