Sri Lanka: „Lost im Land der Tamilen und Singhalesen“

„Indien für Einsteiger“ wird das Land der Tamilen und Singhalesen im Indischen Ozean oft genannt. „Strahlend schönes Land“ lautet die wörtliche Übersetzung von Sri Lanka. Und „einfach traumhaft“ ist mein Fazit, nachdem ich den Inselstaat bereist habe.


Nach rund 20 Jahren Bürgerkrieg leben heute Buddhisten, Hindus, Christen und Moslems in einer multireligiösen Gesellschaft neben- und miteinander. Eine sehr friedvoll-angenehme Atmosphäre. Linksverkehr und Tuktuks sorgen für Exotik, genauso wie die beeindruckende Tier- und Pflanzenwelt. Alte Königstädte wie Polonnaruwa, Relikte aus der englischen Besatzungszeit wie das britische Post Office in Nuwara Eliya, traditionelle Stelzenfischer, Buchten wie aus dem Bilderbuch und unglaublich nette Leute machen den Charme des Lands aus. Mit Superlativen sollte man generell vorsichtig sein. Und dennoch: Nie habe ich bislang ein anderes Land bereist, das ich schöner fand.

Doch kein Urlaub ohne Abenteuer. Einmal wurde es auch im paradiesischen Sri Lanka etwas stressig – und ich war froh, dass ich dabei mit meiner Insulinpumpe mein Insulin „an der Frau“ hatte.

Wie so viele Diabetiker war auch ich skeptisch, als mir mein Diabetologe acht Jahre zuvor die Pumpe einreden wollte. Eine technisch gesteuerte Dauerversorgung mit Insulin? Und wenn nachts etwas mit der Automatik nicht funktionieren sollte? Wenn das Hauskaninchen (das ich übrigens nie besessen habe) den Schlauch durchbeißt? Diese und andere Fragen stellt man sich am Anfang. Im Laufe der Zeit habe ich – vermutlich wie ebenso viele Diabetiker – die überzeugenden Vorteile einer Pumpe zu schätzen gelernt. Allen voran: Flexibilität und – ja genau – die technisch gesteuerte Dauerversorgung mit Insulin.

Denn in Sri Lanka, als die Pumpe längst zu mir gehörte wie meine Ohren, machten wir an einem Tag einen Ausflug nach Sigiriya. Das ist ein 200 Meter hoher Monolith, auf dem man Reste einer königlichen Festung findet. In Sri Lanka ist es üblich, mit einem Fahrer zu reisen – das taten wir also trotz anfänglicher Skepsis auch. Mit Udaya hatten wir großes Glück. Nicht nur, dass wir uns schnell gegenseitig vertrauten und er uns von seiner Familie und seinen dramatischen Erlebnissen beim Tsunami im Jahr 2004 erzählte, als einer seiner Gäste auf tragische Weise starb und auch er beinahe ums Leben kam. Geduldig brachte er uns tagelang überall hin. Auch zu Sigiriya. Im Gegensatz zu vielen anderen Fahrern machte Udaya aber die eigentlichen Besichtigungen vor Ort nie mit – von der Statur her vermutlich aus Bequemlichkeit – was uns und unserem reisefreiheitsliebenden Herz gerade recht war. Also verabredeten wir mit Udaya, dass er uns in zwei Stunden abends am Parkplatz abholen sollte.

Unsere treue Seele würde uns doch
nicht vergessen haben?

Für den schweißtreibenden Aufstieg belohnten die weiten Blicke über die Insel. Die Zeit schien dort oben stillzustehen. Doch ganz im Gegenteil: Die Dämmerung nahte schnell. Den Sonnenuntergang von dieser exponierten und exklusiven Lage aus wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Und die rötlichen Farbspiele des Steins in der untergehenden Sonne schienen uns mit aller Kraft beeindrucken und uns in unserer Entscheidung bestärken zu wollen. Der Abstieg war allerdings in der dann recht schnell hereingebrochenen Dunkelheit langwieriger als gedacht, unterwegs kamen wir außerdem noch vom Weg ab. Schließlich erreichten wir – ohne Handy – den Parkplatz. Aber: Kein Udaya.

Gut, wir waren etwas zu spät, aber unsere treue Seele würde uns doch nicht vergessen haben? Dann wurde uns klar: Es musste mehrere Parkplätze in diesem riesigen Areal geben. Mittlerweile war es stockdunkel. Also kaperten wir kurzerhand das nächstbeste Tuktuk und fuhren umher – lautstark nach Udaya rufend. Mit Erfolg: Es gab nach einiger Zeit ein glückliches Wiedersehen. Gut zu wissen, dass ich mir in Sachen Insulinversorgung keinerlei Gedanken machen musste. Auch nicht für den Fall, dass wir diese Nacht ohne unser Gepäck hätten verbringen müssen.

Am Rande: Während ich in meinem Leben „Reisen“ sammle, sammelt Udaya Besucher. Er hat schon Dutzenden Touristen in seinem alten Toyota mit Fahnenmast sein Land gezeigt. Und jedes Mal macht er mit seinem Handy ein Foto von seinen Gästen. Das Foto druckt er aus und klebt es in ein Fotoalbum. Rührend.

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Reisekoordinaten Sri Lanka

    • Datum:
  • September/Oktober 2012
    • Fläche:
  • 65.610 km²
    • Einwohner:
  • 21,9 Mio.
    • Bevölkerungsdichte:
  • 333 EW/km²
    • Insulintherapie:
  • CSII
    • Insulinpumpe:
  • Accu-Chek Combo
    • Insulin:
  • Novorapid